Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ in unserem Körper. Sie hat viele Funktionen, unter anderem die Reinigung des Blutes von Giftstoffen, die Speicherung von Nährstoffen und die Produktion lebensnotwendiger Substanzen. Die Leber kann jedoch durch verschiedene Erkrankungen geschädigt werden. Eine der häufigsten Lebererkrankungen ist die Hepatitis, also die Entzündung der Leber.
Anatomie und Physiologie der Leber
Die Leber ist mit etwa 1,5 Kilogramm das größte innere Organ des Menschen. Sie liegt unter dem Zwerchfell im rechten Oberbauch und ist durch ein straffes Bindegewebe, das Ligamentum hepatoduodenale, mit dem Zwölffingerdarm verbunden.
Die Leber besteht aus zwei Hauptlappen, dem größeren rechten und dem kleineren linken Leberlappen. Jeder Lappen besteht wiederum aus zahlreichen kleinen lobuli. In jedem Leberläppchen befinden sich feine Verzwe
Die Leber hat im Wesentlichen zwei Hauptfunktionen:
- Entgiftung: Die Leber filtert das Blut von Gift- und Schadstoffen und wandelt diese in ungefährliche Stoffe um. Dazu gehören zum Beispiel Ammoniak, Medikamente, Hormone und Bakteriengifte.
- Stoffwechsel: Die Leber reguliert den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Sie produziert wichtige Eiweiße wie Gerinnungsfaktoren und bildet die Gallensäuren, die für die Fettverdauung notwendig sind.
Weitere Aufgaben der Leber sind:
- Speicherung von Vitaminen, Mineralien und Kohlenhydraten
- Abbau von Hormonen
- Zerstörung alter oder geschädigter Blutzellen
- Bildung von Verdauungssäften
Damit die Leber all diese Aufgaben erfüllen kann, besitzt sie eine enorme Regenerationsfähigkeit. Selbst nach dem Verlust eines Großteils des Lebergewebes, zum Beispiel durch Verletzung oder Tumor, kann sich die Leber wieder vollständig erholen. Diese Eigenschaft macht es möglich, Teile der Leber für eine Transplantation zu entnehmen.
Ursachen und Risikofaktoren der Hepatitis
Hepatitis bedeutet „Leberentzündung“. Es gibt verschiedene Formen der Hepatitis, die durch Viren, Medikamentennebenwirkungen, Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen verursacht werden können.
Die häufigsten Ursachen sind:
- Hepatitis-Viren: Hepatitis A, B, C, D und E. Vor allem Hepatitis B und C können zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen.
- Medikamente und Toxine: z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Antibiotika, Pilzgifte
- Autoimmunerkrankungen: z.B. Autoimmunhepatitis
- Stoffwechselerkrankungen: z.B. Fettleber, Eisenspeicherkrankheit
Risikofaktoren für eine Hepatitis sind:
- Drogenkonsum, besonders intravenöser Drogenkonsum
- Sexueller Kontakt mit infizierten Personen
- Bluttransfusionen oder Organverpflanzungen (heute selten durch Bluttests)
- Tätowierungen oder Piercings unter unhygienischen Bedingungen
- Reisen in Länder mit niedrigen Hygienestandards
- Mangelnde Impfung gegen Hepatitis A und B
- Vorbestehende Lebererkrankung
Formen der Hepatitis
Hepatitis A
Hepatitis A ist eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis-A-Virus ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, das heißt durch verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser. Besonders gefährdet sind daher Reisende in Ländern mit niedrigen Hygienestandards. In Deutschland kommen pro Jahr etwa 1000 gemeldete Fälle von Hepatitis A vor.
Symptome einer Hepatitis A sind grippeähnlich mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und erhöhten Leberwerten. Nach etwa 1-2 Wochen kommt es zu einer Gelbfärbung der Haut und der Augen, einem ikterischen Hautkolorit.
Die Erkrankung heilt in den meisten Fällen von selbst aus. Todesfälle sind selten. Es gibt eine wirksame Impfung gegen Hepatitis A, die vor allem vor Reisen empfohlen wird.
Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist weltweit einer der häufigsten Erreger für Leberentzündungen. In Deutschland sind etwa 0,5 % der Bevölkerung chronisch infiziert. Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen.
Eine akute Hepatitis B beginnt oft unbemerkt oder mit grippeähnlichen Symptomen. Bei 5-10 % der Patienten wird die Infektion chronisch. Langfristig kann dies zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen.
Für Hepatitis B gibt es eine Impfung, die für alle Säuglinge, medizinisches Personal und Risikogruppen empfohlen wird. Für Patienten mit chronischer Hepatitis B stehen Medikamente zur Verfügung, welche die Vermehrung des Virus hemmen.
Hepatitis C
Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist weltweit die häufigste Ursache für chronische Leberentzündungen. In Deutschland sind schätzungsweise 0,4 % der Bevölkerung HCV-positiv. Übertragung erfolgt vor allem durch Blut, besonders beim intravenösen Drogenkonsum. Akute Infektionen bleiben oft unbemerkt. Wenn die Infektion chronisch wird, ist die Gefahr von Leberzirrhose und Leberkrebs erhöht.
Für Hepatitis C gibt es seit 2014 gut verträgliche und hochwirksame Medikamente. Über 90% der behandelten Patienten können geheilt werden. Eine Impfung existiert derzeit nicht.
Hepatitis D
Das Hepatitis-D-Virus (HDV) tritt nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus auf. Es verstärkt die Krankheitssymptome und führt schneller zu schweren Leberschäden. HDV wird durch Blut übertragen und ist weltweit verbreitet. In Deutschland finden sich nur bei etwa 2% der Hepatitis-B-Patienten zusätzlich Antikörper gegen HDV. Die Behandlung erfolgt durch Hemmung der Hepatitis B.
Hepatitis E
Hepatitis E wird durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) mit fäkal-oraler Übertragung ausgelöst. Es kommt gehäuft in Asien, Afrika und Mittelamerika vor und wird häufig durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen. In Deutschland treten etwa 1000 Fälle pro Jahr auf, überwiegend als Reisehepatitis. Die Erkrankung verläuft meist ohne Komplikationen. Schwangere haben jedoch ein erhöhtes Risiko eines schweren Verlaufs.
Diagnose der Hepatitis
Bei Verdacht auf eine Hepatitis erfolgen zunächst eine ausführliche Anamnese mit Erfassung der Risikofaktoren sowie eine körperliche Untersuchung. Typische Symptome sind Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch.
Laboruntersuchungen
Bluttests:
- Leberwerte wie Transaminasen, Bilirubin, Gamma-GT
- Virusserologie (Antikörper und Virus-DNA/-RNA)
- Sonstige Entzündungsparameter, Gerinnungswerte
Weitere Untersuchungen:
- Ultraschall der Leber
- Leberbiopsie zur histologischen Untersuchung
- Tests auf andere Lebererkrankungen
Anhand der Befunde kann der auslösende Typ der Hepatitis identifiziert und die Schwere der Entzündung eingeschätzt werden. Bei unklarer Ursache sollte eine Leberbiopsie erfolgen.
Behandlung der Hepatitis
Die Behandlung richtet sich nach dem jeweils auslösenden Hepatitis-Typ.
Bei Hepatitis A und E ist eine spontane Ausheilung die Regel. Die Behandlung beschränkt sich auf eine begleitende Therapie mit Schonkost, Bettruhe und eventuell fiebersenkenden Medikamenten.
Eine chronische Hepatitis B kann seit den 1990er Jahren mit Interferon oder antiviralen Medikamenten wie Lamivudin oder Entecavir behandelt werden. Die Therapiedauer beträgt oft mehrere Jahre, kann aber die Viruslast reduzieren und das Risiko für Leberzirrhose und Krebs senken.
Für die Behandlung der Hepatitis C stehen seit 2014 sehr wirksame Medikamenten-Kombinationen zur Verfügung. Über 90% der Patienten können durch eine 8-12 wöchige Therapie geheilt werden.
Eine autoimmunbedingte Hepatitis wird mit Immunsuppressiva wie Prednisolon therapiert. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist eine Lebertransplantation möglich.
Zur Vorbeugung stehen für Hepatitis A und B gut verträgliche Impfungen zur Verfügung.
Komplikationen der Hepatitis
Wenn die Hepatitis nicht ausheilt, kann es zu folgenden Komplikationen und Spätfolgen kommen:
- Chronische Hepatitis: Andauernde Entzündung der Leber mit fortschreitendem Leberschaden
- Leberzirrhose: Nach dem Absterben von Leberzellen bilden sich Narben. Die Leber verhärtet und verliert ihre Funktion.
- Leberkrebs: Durch die chronische Entzündung steigt das Risiko für ein Leberzellkarzinom. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen sind wichtig.
- Leberversagen: Bei ausgedehntem Leberzelluntergang reichen die verbliebenen Hepatozyten nicht mehr zur Aufrechterhaltung der Leberfunktion aus. Ohne Transplantation verläuft ein Leberversagen meist tödlich.
Daher ist es sehr bedeutsam, Risikofaktoren zu vermeiden und eine Hepatitis frühzeitig zu behandeln. Impfungen bieten den besten Schutz vor den gefährlichsten Hepatitisformen A und B.
Zusammenfassung
- Die Leber hat zentrale Stoffwechselfunktionen und ist wichtig für Entgiftung und Immunabwehr.
- Hepatitis ist die Entzündung der Leber, verursacht durch Viren, Toxine oder Autoimmunreaktionen.
- Die wichtigsten Hepatitisviren sind A, B, C, D und E. Sie werden durch Blut oder Fäkalien übertragen.
- Diagnostik erfolgt durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Bluttests und Leberbildgebung.
- Bei Hepatitis A und E kommt es meist zu spontaner Ausheilung. Hepatitis B und C können chronisch verlaufen und müssen dann medikamentös behandelt werden.
- Durch Impfungen lassen sich die gefährlichen Hepatitis A und B vermeiden.
- Unerkannt oder unzureichend behandelt kann eine Hepatitis zu Leberzirrhose, Leberversagen und Leberkrebs führen.